Projektidee
In einer dicht bebauten Innenstadt bieten ungenutzte Dachflächen ein großes Entwicklungspotenzial. Das „Handlungskonzept Dachlandschaften im Centrum Bremen“ zielt darauf ab, passende Dächer in der Bremer Innenstadt zu identifizieren und für neue, möglichst öffentlich wirksame Aktivitäten zu erschließen. Auf diese Weise könnten nicht nur neue Lieblingsräume für die Stadtgesellschaft entstehen, sondern auch rentable Nutzungskonzepte für die Eigentümer:innen. Ökologische, ökonomische und soziokulturelle Nutzungen schließen sich dabei nicht aus: Begrünte Flächen sorgen zum Beispiel für Abkühlung und beeinflussen das Stadtklima positiv, während ein gastronomisches Angebot in luftiger Höhe für viele Bremer:innen attraktiv wäre.
Der Dachkatalog ist der Ausgangspunkt des Handlungskonzepts. Der Katalog illustriert die vielfältigen Möglichkeiten einer Dachnutzung, generiert Aufmerksamkeit für das Thema und dient weit über den Projektabschluss hinaus als Inspirationsquelle für Eigentümerschaft und potenzielle Betreibende. Vielfältige Beispiele und Ideen aus anderen Städten zeigen kreative Lösungen auf, die einen konkreten Beitrag zur Bewältigung aktueller Herausforderungen wie z.B. Klimawandel, Wohnungsmangel und umweltfreundliche Energieproduktion leisten. Die Nutzungsideen können Dächer zugänglich oder öffentlich machen, andere fokussieren sich auf ökologische oder klimatische Vorteile, die für das Gebäude und/oder die Umwelt entstehen können. Die vorgeschlagenen Lösungen reichen von begrünten Dachflächen, die zur Biodiversität und Klimaregulation beitragen, über Solaranlagen zur Energiegewinnung bis hin zu Gemeinschaftsgärten und Freizeitflächen, die einen sozialen Mehrwert für die Stadtgesellschaft bieten.
Nicht nur den städtischen Akteur:innen, sondern auch den private Eigentümer:innen eröffnet das vorliegende Handlungskonzept neue Möglichkeiten und informiert über die ökonomischen, architektonischen und städtebaulichen Herausforderungen. Das im Rahmen der Bundesförderung „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ finanzierte Projekt wurde Anfang 2023 bis Ende 2024 vom Projektbüros Innenstadt Bremen gemeinsam mit dem Planungsbüro CITYFÖRSTER architecture + urbanism, dem Tragwerksplaner Prof. Dr. Martin Speth und Robert C. Spies Immobilien entwickelt.
Der Dachkatalog und die Dokumentation des Handlungskonzepts stehen hier als PDF zum Download bereit.
Der Dachkatalog bietet Inspiration zur Aktivierung von Dachflächen
anhand von vielfältigen Nutzungsbeispielen. Diese stellen konkrete Lösungsansätze zur Bewältigung von aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel, Wohnungsmangel und umweltfreundliche Energieproduktion dar. Der Katalog steht hier zum kostenlosen Download bereit.
Veranstaltungsfläche auf dem Dach des Atlantic Hotel, Bremen
Foto: Atlantic Grand Hotel Bremen (Abbildung aus dem Dachkatalog)
Dachsportplatz auf einem Dach in München
Foto: REGUPOL Acoustics (Abbildung aus dem Dachkatalog)
Dachterrasse des Kaufhauses Salling in Aarhus, mit Bar und Bühne
Francesco Galli für Henning Larsen (Abbildung aus dem Dachkatalog)
Dachwald auf der Tiefgarage des Klinikums Nürnberg Süd
Foto: BuGG Bundesverband GebäudeGrün e.V. (Abbildung aus dem Dachkatalog)
Projektablauf
Die Erarbeitung des Handlungskonzeptes gliederte sich in mehrere Phasen. Anfänglich wurde eine möglichst große Auswahl an Ideen, Dächern, Nutzenden, Nutzungen und einer entwicklungsbereiten Eigentümerschaft angestrebt. Viele konkrete Dächer im Centrum wurden bearbeitet, die nach und nach in Richtung erfolgversprechendsten Entwicklungsideen und Machbarkeit – eine so genannten Planungsphase Null – entwickelt wurden.
In der ersten Phase fand eine Recherche von existierenden Trends sowie Best-Practice-Beispielen statt, die in dem „Bremer Dachkatalog“ zusammengeführt sind. Besonderes Augenmerk lag dabei auf Nutzungsideen, die in der Innenstadt realisiert werden können und einen großen Teil der Bevölkerung zugutekommen.
In der zweiten Phase fand ein Projektaufruf statt, der sowohl Eigentümer:innen geeigneter Immobilien als auch mögliche Betreibende aufforderte, Ideen einzureichen. Das Interesse war groß, zehn eingereichte Projektideen erfüllten die grundsätzlichen Voraussetzungen.
In der dritten Phase wurden die vielversprechendsten Ideen und u.a. hinsichtlich ihrer pilothaften Vorbildfunktion und des gesellschaftlichen Mehrwerts bewertet. Die bauliche Umsetzbarkeit wurde unter Berücksichtigung von Lastabtrag, Lastreserven, vorbeugendem Brandschutz, Rettungswegen, Standsicherheit, Erschließung und bauplanungsrechtlicher Zulässigkeit grundlegend auf die Machbarkeit vorgeprüft. Hier wurde deutlich, dass fast alle Immobilien für aktive Dachnutzungen eine signifikante statischer Ertüchtigung bräuchten, deren Umsetzung den zeitlichen und Kostenrahmen des Förderprogramms überschreitet. Begleitet wurde der Prozess durch das Bauressort (SBMS) und die Feuerwehr Bremen.
In der vierten Phase konnte schließlich eine private Dachfläche ausgewählt werden, die bis Ende 2025 mit Unterstützung von Bundesmitteln pilothaft umgebaut werden kann. Geplant ist eine begrünte Dachterrasse als Begegnungs- und Verweilort für die vielfältige Mieterschaft eines Gebäudekomplexes und ihrer Gäste. Somit können die Erkenntnisse des Handlungskonzepts hier exemplarisch in zentraler Innenstadtlage erstmals umgesetzt werden.
1. Phase: Veröffentlichung „Bremer Dachkatalog“
2. Phase: Projektaufruf / Interessensbekundungen
2. Phase: Projektgespräche und erste Plausibiltätsprüfungen
3. Phase: Shortlist mit potentiellen Dachprojekten Vertiefende Machbarkeitsprüfungen
4. Phase: Empfehlungen zur Fördermittelvergabe
Teilförderung einer pilothaften baulichen Umsetzung
Eröffnung des Uni-Standorts „Forum am Domshof“
Beschreibung
Das Handlungskonzept gibt einen Überblick über die Möglichkeiten von Dachlandschaften und liefert grundlegende Erkenntnisse, wie Dächer zukünftig innovativ genutzt und transformiert werden können. Eigentümer:innen von Immobilien sollen inspiriert werden, mutig zu investieren und die „Dritte Dimension“ mitzudenken. Gleichzeitig informiert der Bericht zum „Reallabor“ über die ökonomischen, architektonischen und städtebaulichen Herausforderungen.
Da trotz der gegebenen, schwierigen Markt- und Investitionsbedingungen zehn konkrete Interessensbekundungen vorlagen, kann der Aufruf als Erfolg gewertet werden. Weit über diese Zahl hinaus geht der kommunikative Effekt, die Immobilienwirtschaft für die Potenziale der Dachflächen im Bestand, aber auch im Neubau, zu sensibilisieren. Zudem kann festgehalten werden, dass die eingegangene Kooperation zwischen Verwaltung, Eigentümerschaft, Projektbüro und Planenden Mut für mehr macht.
Mit dem Handlungskonzept Dachlandschaften im Centrum Bremen liegt – auch mit nur einer in Aussicht stehender Umsetzung – ein Erfahrungsschatz für die Transformation von Dachflächen vor, um nicht nur Innenstädte zu bereichern und gleichzeitig nachhaltig zu handeln. Durch die in sorgfältiger Prüfung erlangten Erkenntnisse kann zukünftig bei der Erfüllung erforderlicher Voraussetzungen Hilfestellung geboten werden, um Dächer zu nachhaltigen Räumen zu entwickeln, die das urbane Leben durch Vielfalt bereichern.
Die „Rooftop Talks“ 2024 in Bremen und die “Hamburger Dachtage 2024“ sowie weitere Einladungen zu Fachbeiträgen bezeugen ein Interesse an dem Bremer Weg zur Aktivierung von Dächern.
Foto: Hamburger Dachtage, Obenstadt e.V., Isadora Tast
Die „Rooftop Talks“ 2024 in Bremen und die “Hamburger Dachtage 2024“ sowie weitere Einladungen zu Fachbeiträgen bezeugen ein Interesse an dem Bremer Weg zur Aktivierung von Dächern.
Foto: Hamburger Dachtage, Obenstadt e.V., Isadora Tast
Potenzielle Dachflächen im Centrum
Visualisierung: CITYFÖRSTER architecture + urbanism, 2024
Kernthemen der Machbarkeitsprüfung
Visualisierung: CITYFÖRSTER architecture + urbanism, 2024
Dachskizzen aus dem Austausch mit den Immobilieneigentümer:innen
Zeichnungen: CITYFÖRSTER architecture + urbanism, 2024
Empfehlung zur Fördermittelvergabe: Dachterrassennutzung in Kombination mit Dachbegrünung
Visualisierung: CITYFÖRSTER architecture + urbanism, 2024
Visualisierung einer multifunktionalen Dachfläche auf einem Parkhaus, die leider nicht im Zeit- und Kostenrahmen umsetzbar war.
Visualisierung: CITYFÖRSTER architecture + urbanism, 2024
Zuständigkeiten
Projektträger:in
Projektbüro Innenstadt Bremen GmbH
Ort
Betrachtet wurde die gesamte Innenstadt zwischen Wall und Weser.
Projektbüro
Steuerung und Koordination
Finanzierung
Bundesprogramm ZIZ
Akteur:innen
CITYFÖRSTER architecture + urbanism, Robert C. Spies, Ressort für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung (SBMS), Feuerwehr Bremen
Das Handlungskonzept inkl. den Fördermitteln für eine erste pilothafte bauliche Umsetzung wird gefördert durch das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.
„Mit dem Handlungskonzept Dachlandschaften liegt – auch mit nur einer in Aussicht stehender Umsetzung – ein Erfahrungsschatz für die Transformation von Dachflächen vor, um Innenstädte zu bereichern und gleichzeitig nachhaltig zu handeln.“
Carl Zillich, Geschäftsführung Projektbüro Innenstadt Bremen
Aktuelles
Dachlandschaften: Welche Chancen bietet die Nutzung von Dachflächen?
Zwei Zukunftsbilder prämiert: Neuentwicklung auf dem Grundstück Parkhaus Mitte
ZIZ-Programm startet im Centrum
Downloads
Gemeinsam mit dem Planungsbüro CITYFÖRSTER architecture + urbanism, dem Tragwerksplaner Prof. Dr. Martin Speth und Robert C. Spies Immobilien hat das Projektbüro Innenstadt Bremen zunächst einen Dachkatalog mit Best-Practice-Beispielen aus anderen Städten zusammengestellt, in dem die vielfältigen Möglichkeiten von Dachnutzungen anschaulich dargestellt werden. Der abschließende Bericht bündelt die Erfahrungswerte aus dem Projektprozess.