Bremens Innenstadt im Wandel
Vom Wall bis zur Weser ist alles im Fluss: die Bremer Innenstadt verändert sich. Das meiste bleibt, aber manches Vertraute verschwindet und neue Chancen ergeben sich. Kreative Ideen sind gefragt und Menschen, die den Wandel aktiv gestalten.
Parkhaus Mitte macht Platz für Neues: Hier geht’s zu den Ergebnissen des Wettbewerbs.
…ist aus Tradition neu
Ständige Veränderung ist das einzig Beständige
Bremens Innenstadt hat sich schon immer an neue Zeiten angepasst. Ein Beispiel für diesen ständigen Wandel ist der Domshof: Über die Jahrhunderte hat Bremens größter Platz schon oft sein Aussehen und seine Funktion verändert.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Wohlhabende Kaufmannsfamilien in prächtigen Bürgerhäusern im Mittelalter wurden später durch Hotels, Gaststätten und Geschäftshäuser ersetzt, die dann Banken und Büros wichen. Hier der Wochenmarkt in der von Bäumen umsäumten Platzmitte, 1936. Um den Platz fährt die Straßenbahn.
© Bremer Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte (Focke-Museum)
1940-1941 errichten die Nationalsozialisten unter dem Platz einen Luftschutzbunker für 2.500 Menschen.
© Staatsarchiv
In den 1970er Jahren war der Domshof überwiegend Park- und Marktplatz. Zu Stoßzeiten war die Grenze beider Nutzungen nicht mehr eindeutig. Das Konzept autogerechte Stadt wurde zur Sackgasse und bald wieder verworfen.
© picture alliance / Werner Schilling
Damals wie Heute bietet der Domshof als Herz der Stadt Platz für die Stimmen der Bremerinnen und Bremer. Die Kundgebungen „gegen Rechts“ Anfang 2024 haben das zuletzt unter Beweis gestellt.
© picture alliance/dpa | Focke Strangmann
Jahrzehntelang wurden die Gebäude am Domshof überwiegend von Banken genutzt. Schrittweise wird jetzt mehr Vielfalt geboten.
Seit einigen Jahren bietet die „Markthalle Acht“ in einem ehemaligen Bankhaus regionale Köstlichkeiten, Kochevents und eine Kita. Auf der anderen Platzseite zieht im Herbst 2024 ein Teil der Universität mit 1.500 Studierenden in die frühere Landesbank. Und durch die geplante Umgestaltung wird der Platz außerdem barrierefrei, neue grüne Aufenthaltsräume entstehen und das Marktgeschehen wird neu geordnet.
Die Markthalle Acht bringt gastronomische Vielfalt an den Domshof. Im Hintergrund führt ein Aufgang direkt zu Manufactum.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Die Juristische Fakultät zieht im Herbst 2024 ins „Uni Forum am Domshof“ in das ehemalige Gebäude der Landesbank.
© picture alliance/dpa | Sina Schuldt
Das Konzept von Sowatorini (2023) sieht mehr Begrünung und konsumfreie Aufenthaltsorte vor. Aufgrund geänderter Rahmenbedingungen wird der Entwurf derzeit überarbeitet.
© Wirtschaftsressort / Sowatorini
…verändert sich
Gesellschaftliche Trends und ihre Auswirkungen
Wie auf dem Domshof stehen in der gesamten Innenstadt die Zeichen mal wieder auf Wandel. Der Trend zum Einkaufen im Internet und zum Homeoffice führt zu Leerstand in den Einkaufsstraßen, Passagen und Bürohäusern. Viele Gebäude werden nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck gebraucht und können umgenutzt oder ersetzt werden.
Was bleibt einer Innenstadt, in der immer weniger Menschen in den immer gleichen Läden einkaufen oder ins Büro gehen? Sie muss sich neu erfinden, attraktiv werden für Investitionen und neue Angebote für die unterschiedlichsten Menschen schaffen.
Was ist das besondere an unserer Innenstadt? Welchen Herausforderungen müssen sich die Bremerinnen und Bremer stellen? Was wird schon jetzt getan und was ist geplant?
Das Projektbüro Innenstadt Bremen findet zusammen mit Stadtplanung, Immobilienwirtschaft und Stadtgesellschaft Möglichkeiten, wie Räume für Jung und Alt ohne Barrieren entstehen.
…wagt Neues
Stärken stärken, Vielfalt fördern und Pilotprojekte anstoßen
Städte spiegeln immer gesellschaftliche Trends. So wie sich die Wertvorstellungen und Lebensstile der Menschen ändern, ändern sich auch die Städte. Gerade in den Innenstädten führt die veränderte Nachfrage zu veränderten Angeboten.
Ein sogenannter Nutzungsmix führt zu mehr Widerstands- und Anpassungsfähigkeit gegenüber strukturellem Wandel. „Single-use“ beschreibt vorwiegend eine Nutzung, wie z.B. Einzelhandel, Kultur oder Gastronomie. „Mixed-use“ kombiniert verschiedene Nutzungen in einem Areal oder einer Immobilie.
Eine (Innen)Stadt lebt von den Menschen. Die meisten Bremer:innen lieben ihr Zentrum mit der einzigartigen Altstadtkulisse. Sie treffen sich gerne an der Schlachte, kommen zu Events oder Flanieren an den Wallanlagen oder durch den Schnoor, mit den vielen kleinen Läden – eine Vielfalt, die es in anderen Städten kaum (mehr) gibt.
Der Open Space auf dem Domshof: Eine Bühne, Aufenthaltsmöglichkeiten und Kulinarisches – seit 2021 jeden Sommer beliebte Abwechslung für alle.
Die Roof Lounge des Atlantic Grand Hotel Bremen in der Bredenstraße ermöglicht eine außergewöhnliche Atmosphäre bei Apéro und traumhaftem Blick über die Stadt.
Credit: © ATLANTIC Hotels
Das (Con)temporary Crafts Studio in der Pelzer Straße macht vor, wie innovative Unternehmungen Handel, Kultur, Gastronomie und Kunsthandwerk in Einklang bringen können. Vormals wenig bis nicht belebte Orte werden zu Ankern für Laufpublikum in der gesamten Umgebung.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Das Balgequartier ist ein positives Beispiel für eine private Investition, die sich nahtlos in Stadtbild einfügt und für neue Orte zum Flanieren sorgt. Hier eine Visualisierung für das Kontorhaus Am Markt.
© Joh. Jacobs & Co.-Gruppe
Ein ehemaliger Blumenladen wird zum offenen Raum. Der Pavillon am Hanseatenhof, das UMZU, ist ein Experimentierraum für Stadtmacher:innen. Gewohnte Konzepte werden neugedacht, so dass die Innenstadt auch nach Feierabend für Bremerinnen und Bremer interessant bleibt.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
In Teilen funktioniert die Innenstadt also weiter als attraktiver Ort der Begegnung und des Austauschs. Damit eine neue Vielfalt entstehen kann, müssen alle zusammen Zukunft gestalten.
Im Auftrag der Freien Hansestadt Bremen unterstützt das Projektbüro Innenstadt bestehende Strukturen und neue Ideen, um die in der Krise der Innenstadt liegenden Chancen zu ergreifen.
Mit Pilotprojekten stoßen die Stadt und private Träger positive Veränderungen an, wie beispielsweise die Domshof-Umgestaltung zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität, der teilweise Umzug der Uni in die Innenstadt oder die Entwicklung des vielfältigen „Balgequartiers“ in der Langenstraße.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Finde auf unseren Themenseiten heraus, was das genau bedeutet.