Stadt für alle
Die Bremer Innenstadt ist der Mittelpunkt des städtischen Lebens – aber nicht für alle Menschen gleichermaßen interessant. In Zukunft soll die Innenstadt genauso vielfältig sein wie die Gesellschaft.
Wer sind die Stadtmacher:innen?
Die Innenstadt ist ein emotionales Thema. Sie geht alle Bremer:innen „gefühlt“ etwas an und alle können beeinflussen, wie die Innenstadt der Zukunft aussieht: Geschäftsleute, Kund:innen, engagierten Menschen und natürlich Politik und Verwaltung. Sie alle sind „Stadtmacher:innen“.
Eigentümer:innen entscheiden mit ihren Renditeerwartungen darüber, welche Händler:innen oder auch unkommerzielle Nutzer:innen die Flächen anmieten können. Bürger:innen entscheiden durch ihren Konsum, was nachgefragt ist und welche Angebote funktionieren. Politik und Verwaltung setzen den Rahmen.
Neue Macher:innen
Die Gesellschaft ist vielfältiger geworden. Entsprechend muss auch die Innenstadt vielfältiger werden und möglichst vielen verschiedenen Lebensstilen und Gruppen etwas bieten. Je breiter die Innenstadt aufgestellt ist, desto weniger anfällig ist sie für Krisen – und nur so kann sie zu einem echten Treffpunkt für alle Bremerinnen und Bremer werden.
Für eine vielfältige Innenstadt braucht es einerseits Eigentümer:innen und Investor:innen und anderseits Kreative und Stadtmacher:innen, die Neues wagen wollen. Dabei können Kooperationen entstehen, von denen alle profitieren. Mit dem Projektbüro Innenstadt Bremen will Bremen zwischen beiden Seiten vermitteln und solche neuen Kooperationen unterstützen.
Akteursvielfalt
Mit der Entwicklung der Bremer Innenstadt beschäftigen sich viele Akteur:innen. Das Aktionsbündnis Bremer Innenstadt vereint Vertreter:innen der innerstädtischen Wirtschaft, der Arbeitnehmer:innen und Architekt:innen sowie Investor:innen. Gemeinsam mit der Handelskammer entwickelt Bremen 2021 die Strategie Centrum Bremen 2030+. Diese bildet die Grundlage für viele laufende Planungen und Projekte.
Seit 2022 arbeitet das Projektbüro Innenstadt Bremen als vermittelnder Akteur. Es wurde von der Stadt gegründet und versteht sich als Ansprechpartner für die Immobilienwirtschaft, Politik, Verwaltung, Vereine und Initiativen aus der Zivilgesellschaft. Ein Expert:innenbeirat berät das Projektbüro in strategischen Fragen. Gemeinsam mit Partner:innen wie der Wirtschaftsförderung (WFB), der City Initiative (CI) und der ZwischenZeitZentrale (ZZZ) wird ein Netzwerk von Stadtmacher:innen aufgebaut.
Koproduktion von Stadt
Heute wird in der Stadtplanung die „Koproduktion von Stadt“ als ein Schlüsselprinzip verstanden. Stärker als in der traditionellen Bürgerbeteiligung geht es dabei um eine Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft, Unternehmen und Verwaltung auf Augenhöhe und um neue Formen der Mitverantwortung in dem Bewusstsein: „Wir machen Stadt gemeinsam!“
© Projektbüro Innenstadt Bremen/ Christian Burmester
Stadtmacher:innen
Architekt:innen, Investor:innen, Bürger:innen – sie alle sind auf ihre Art „Stadtmacher:innen“. In der Stadtplanung sind damit aber meist engagierte Menschen oder Vereine und Stadtteilinitiativen gemeint, die ihre Stadt aktiv mitgestalten wollen und Projekte für das Gemeinwohl umsetzen – zum Beispiel „Urban Gardening“ im öffentlichen Raum.
© Projektbüro Innenstadt Bremen/ Christian Burmester
Ein zwischenzeitlicher Leerstand von Ladenflächen oder ganzer Gebäude bietet durchaus Chancen. Im besten Fall entsteht so Platz für neue Angebote, die mehr Leute interessieren. Das Ende einiger Geschäfte oder Branchen ist nicht das Ende der gesamten Innenstadt – auch wenn manche genau das befürchten. Kleinere Läden, Manufakturen und Initiativen werden durch günstigere Mieten angelockt.
Unterschiedliche Förderprogramme (z.B. das Aktionsprogramm Innenstadt oder City UpTrade), haben der Innenstadt spannende Impulse gebracht – beispielsweise den Open Space Domshof. Dieser hat als Experiment begonnen und wichtige Erkenntnisse gebracht, wie der Domshof nun dauerhaft umgestaltet werden kann. Viele Veranstaltungen, Aktionen und Interventionen werden auch durch einen sogenannten Verfügungsfonds und eine Mikrofinanzierung gefördert: Vereine, Initiativen und Kreative können damit gemeinwohlorientierte „Experimente“ durchführen. Idealerweise bereichern diese Ideen die Innenstadt dauerhaft.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Informieren – Inspirieren – Involvieren
Bei den öffentlichen Veranstaltungen „binnenstadt Dialog“ informiert das Projektbüro über die aktuellen Entwicklungen und ermöglicht den Austausch von Teilnehmenden aus Zivilgesellschaft, Fachöffentlichkeit, Verwaltung und Politik. Speziell an Eigentümer:innen und Unternehmen richtet sich dagegen der „Immobilienwirtschaftliche Dialog“, den die Wirtschaftsförderung durchführt.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Impressionen vom ersten binnenstadt Dialog am 22. November 2023 in der ehemaligen Sparkasse am Brill. Friedrich von Borries, Architektur- und Designtheoretiker, Hamburg öffnet das Thema: „Wofür brauchen wir öffentlichen Raum?“
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Die mehr als 200 Teilnehmenden konnten sich zu aktuellen Innenstadtthemen informieren, austauschen und vernetzen sowie eigene Impulse geben.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Die Live-Umfragen ergaben den deutlichen Bedarf der Bremerinnen und Bremer für Klimaanpassung im öffentlichen Raum. Er erhöht die Aufenthaltsqualität und schützt die Innenstadt vor extremen Wetterereignissen.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Die Stimmen der Gäste sind gefragt, nicht nur beim veranstaltenden Projektbüro Innenstadt, sondern auch bei Multiplikator:innen und Medien.
© Projektbüro Innenstadt Bremen / Christian Burmester
Um die nötige neue Vielfalt an Angeboten zu bekommen, müssen gewohnte Konzepte hinterfragt werden. Das Projektbüro Innenstadt Bremen will die verschiedenen Akteur:innen ermutigen, andere Blickwinkel einzunehmen und neue Konzepte auszuprobieren, die neue und alte Besucher:innen (wieder) von der Innenstadt überzeugen.
Eine zentrale Rolle spielen dabei Immobilienbesitzer:innen, Investor:innen aber auch wissenschaftliche Einrichtungen, Vereine, Initiativen und Kreative. Mit Pilotprojekten können sie als Pionier:innen der zukunftsfähigen Innenstadt vorangehen und Entwicklungen anstoßen, denen weitere Akteur:innen folgen.
Ein Beispiel dafür ist der „Dachkatalog“ mit dem das Projektbüro Eigentümer:innen inspirieren will, ihre Dächer umzubauen – etwa als grüne „Klimadächer“ oder öffentlich zugängliche Flächen. Ein anderes Beispiel ist das „UMZU“: Es zeigt, wie neuartige, konsumfreie Begegnungsorte für alle Bremer:innen aussehen und betrieben werden können.
© Joh. Jacobs & Co. Gruppe
Bürgerbeteiligung ist heute in der Stadtentwicklung viel wichtiger als früher. Besonders wichtig ist sie bei Themen, die alle angehen – wie dem Wandel in der Innenstadt, mit der sich so viele Menschen identifizieren.
Deshalb sammelt das Projektbüro Innenstadt Bremen Erfahrungen mit einem Bürger:innenrat, der Beteiligung als Mitverantwortung organisiert. Dort sitzen 30 per Los bestimmte Bürger:innen, die Bremen in seiner ganzen Vielfalt widerspiegeln. Sie diskutieren mit Fachleuten zu bestimmten Themen und formulieren Empfehlungen an die Politik. Diese Auswahl stellt sicher, dass nicht nur bestimmte Milieus mitreden, wenn es um die Zukunft unserer Innenstadt geht.
Aus dem Melderegister werden per Zufallsauswahl Personen angeschrieben um am Bürger innenrat teilzunehmen. Das Verfahren bildet eine Vielfalt der
Stadtgesellschaft ab, indem es nach Kriterien wie z.B. Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Migrationshintergrund auslost.
Unter den Menschen, die sich zurückmelden, werden 30 Menschen für den Bürger: innenrat ausgelost.
Der Bürger:innenrat erhält ein Fähigkeitstraining zur Schulung in dessen Rolle und Diskussionen. Danach wird zu einem vorher festgelegtem Thema mit Unterstützung durch fachkundige Personen diskutiert. In den vier Sitzungen durchläuft eine inhaltliche Einführung, ein Befassen mit Themenschwerpunkten und zwei vertiefende Betrachtungen in Hinblick auf verschiedene Aspekte.
Aus den erfolgten Sitzungen entstehen Empfehlungen, des Bürger:innenrates und ein Bericht des Planungskonsoriums, um die Stadtverwaltung und die politischen Gremien zu unterstützen.